Was ist Wohlbefinden?

Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, über das mehr geredet wird als über das Thema Wohlbefinden und teilweise wird es falsch interpretiert. In Anbetracht wie die Arbeit unser Wohlbefinden beeinflusst, ist Wohlbefinden ein weites Feld. Unser allgemeines Wohlbefinden wird durch unsere körperliche und mentale Gesundheit, sowie unseren Beziehungen (im Büro und außerhalb), unseren Zielsetzungen, unserer Identität und unser Glücklichsein definiert.

Es ist ein Thema, was fortlaufend u.a. von Managementtheoretikern, Neurowissenschaftlern, Psychologen, Philosophen, Anthropologen und Künstlern untersucht wird. Deren Ideen und Erkenntnisse werden von Politikern, Kommentatoren, Managern und jeden einzelnen von uns wiederum aufbereitet und interpretiert.

Die Menschen haben sich schon seit über 1000 Jahren mit dem Thema Wohlbefinden beschäftigt. Aber erst in den letzten 50 Jahren hat man sich mit der Komplexität des Themas auseinandergesetzt. Heutzutage ist das Thema immer noch aktuell. Die Gründe dafür sind unser komplexeres Leben und unsere sitzende Arbeitstätigkeiten, unter Einsatz von neuesten Technologien.

Griechische Philosophen aus der Antiken und ihre Nachfahren scheinen sich Gedanken gemacht zu haben, was Glück und Wohlbefinden im Allgemeinen sei. Zum ersten Mal wurde Wohlbefinden im Arbeitskontext von den viktorianischen Philanthropen, ca. zwischen 1837 und 1901, angeschaut. Modelle und Ideen von frühen Organisations- und Motivationsforschern Mitte des 20. Jahrhunderts werden noch heute herangezogen. Aber das Leben und wie die Menschen arbeiteten war komplett anders.

Es ist noch nicht alles erforscht. Aber es besteht kein Zweifel, dass wir jetzt mehr darüber wissen als je zuvor. Wir verstehen viele Faktoren, die unser Wohlbefinden beeinflussen und können diese bei der Gestaltung von Arbeitsräumen und auch anderswo berücksichtigen.

Unternehmen sind immer mehr abhängig an den Fähigkeiten und das Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters. Damit ist es unerlässlich für das Wohlergehen jedes Einzelnen zu sorgen.

Unternehmen haben nicht das Generalrezept, um das Problem vollständig zu lösen. Aber sie haben ein größeres Bewusstsein für das Problem und eine wachsende Anzahl von geeigneten Instrumenten, um die Herausforderungen und Möglichkeiten des Wohlbefindens zu verstehen und anzugehen.

Wohlbefinden hat nichts mit Geld zu tun. Man kann keinen Menschen fitter, glücklicher und produktiver machen, indem man ihm mehr Geld gibt.

Wie Cary Cooper und David Mc Daid in ihrem Buch „Wohlbefinden: Ein umfassendes Nachschlagewerk“ schrieb, das Wohlstand ein bestimmtes Problem löst, aber keinen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden hat.

„Im Allgemeinen bewerten Menschen aus Ländern mit höheren Einkommen ihr Leben positiver als in ärmeren Ländern. Das gilt aber nicht bei der Bewertung des Wohlbefindens…Die amerikanischen Ökonomen Deaton und Stone argumentieren, dass das Level des hedonischen Wohlbefindens vom Durchschnittseuropäer schlechter ist, als bei Durchschnittspersonen aus Mosambik, Sudan oder Ruanda, was im Grunde bedeutungslos ist… „Die jüngsten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass im Durchschnitt mehr Einkommen für den Einzelnen besser ist und dass mit großer Vorsicht Einkommensmaßnahmen ersetzt oder ergänzt auf der Grundlage von Messungen des subjektiven Wohlbefindens für einen unternehmenspolitischen Zweck“ getroffen werden sollen.

Die Internationale Arbeitsorganisation definiert Wohlbefinden am Arbeitsplatz und bezieht alle Aspekte des Arbeitslebens, wie Qualität und Sicherheit der Arbeitsumgebung ein. Auch wird berücksichtigt wie der Arbeitnehmer seine Arbeitstätigkeit, die Unternehmensorganisation und das Betriebsklima empfindet. Die Maßnahmen für Wohlbefinden am Arbeitsplatz sollte mit den Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ergänzt werden. Damit Mitarbeiter gesund und zufrieden ihrer Arbeit nachgehen können. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter spielt eine Schlüsselrolle für die langfristige Effizienz eines Unternehmens. Viele Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen Arbeitsproduktivität, Gesundheit und Wohlbefinden der Arbeitnehmer.

Eines der wichtigsten Werke zu diesem Thema wurde von der Professorin und Direktorin für Gesundheit und Arbeit im Vereinigten Königreich Dame Carol Black, im Jahr 2008 veröffentlicht. Es ging um ihre Untersuchung über das Wohlbefinden der britischen Arbeitnehmer. Darin schlug sie drei Hauptziele vor, die die damaligen Debatten veränderten und bis heute einen Einfluss haben:

  • Prävention von Krankheiten und Förderung der Gesundheit und Wohlbefinden
  • Frühzeitiges Eingreifen bei Anzeichen von gesundheitlichen Problemen
  • Maßnahmen und Förderung der Gesundheit und Wohlbefinden von Personen vor Erwerbseintritt, damit jeder die Unterstützung erhält die er benötigt

Der Bericht über die ergänzende Agenda für Gesundheit und Wohlbefinden von CIPD (Geprüftes Institut für Personal und Entwicklung) argumentiert, dass eine gesunde Arbeitsumgebung die Selbstentfaltung der Mitarbeiter fördern und sie ihr volles Potential ausschöpfen können. Daher sollte man ein Umfeld schaffen, das aktiv die Zufriedenheit der Arbeitnehmer fördert und dem Unternehmen zugutekommt. Es ist zu beachten, dass bei dieser Definition nicht Wohlbefinden im Sinne von Wellness gemeint ist, wo körperliche Gesundheit im Mittelpunkt steht.

Im Bericht steht, dass das wachsende Bewusstsein für das Thema Wohlbefinden nicht immer mit wirksamen Maßnahmen verbunden ist, um die Komplexität des Problems ganzheitlich anzugehen. Es wird das Thema Wohlbefinden aus gewerblicher Perspektive argumentiert und nicht isoliert nach einzelnen Problemfeldern.

„Investieren in das Wohlbefinden der Mitarbeiter führt zur größeren Belastbarkeit, weniger Krankschreibungen, höhere Arbeitsleistungen und Produktivität. Einfach ausgedrückt, ist es wirtschaftlich sinnvoll. Für das Wohlbefinden holt man häufig nicht alles raus was möglich ist, da Wohlbefinden isoliert vom Alltagsgeschäft gesehen wird. Um den maximalen Nutzen zu erzielen, muss man Wohlbefinden der Mitarbeiter in allen Bereichen eines Unternehmens integrieren, eingebettet in der Unternehmenskultur und -führung sowie im Personalmanagement“.

Boss Design, Januar 2019

 

 
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