Die Strategieentwicklung von Boss Design
Das Nachhaltigkeitsprogramm 2008-2021
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Als die USA dem Pariser Abkommen wieder beitraten und Schottland sich als Gastgeber für die UN-Klimakonferenz vorbereitete, standen der Klimawandel und die Nachhaltigkeit wieder ganz oben auf der globalen Agenda.
Als Virgina Seaward, Head of Operations von Boss Design, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigte, steckte das Thema noch in den Kinderschuhen.
Im nachfolgenden Interview beschreibt Virginia was Nachhaltigkeit für sie persönlich bedeutet, wie sich Nachhaltigkeit bei Boss Design entwickelt hat und wie Nachhaltigkeit Boss Design in Zukunft beeinflussen wird.Nachhaltigkeit ist heute ein wichtiger Punkt in der Agenda vieler Unternehmen. Das war nicht immer der Fall, da das Bewusstsein für Nachhaltigkeit fehlte.
Nachhaltigkeit war mir schon immer wichtig. Aber erst durch einen Großkunden, der uns bat seine alten Büromöbel und -geräte zu entsorgen, beschäftigte ich mich zum ersten Mal mit Nachhaltigkeit im Job. Meistens wurden Büromöbel über die Mülldeponie entsorgt. Aber wie auch wenige andere Unternehmen, suchten auch wir bei Boss Design nach einer nachhaltigen Alternative. Wir wurden auf die junge Wohltätigkeitsorganisation „Waste to Wonder“ aufmerksam. „Waste to Wonder“ hilft Unternehmen bei der ethischen Räumung von Büroräumen. Möbel und Geräte, die sonst auf der Mülldeponie gelandet wären, werden an Bedürftige weitergegeben. Ich rief sie an und es begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit ihnen, die bis heute besteht.
Es gibt uns ein unglaublich gutes Gefühl zu sehen, dass unsere Möbel nach einem langen Leben noch ein „zweites Leben“ bekommen. Gemeinsam mit „Waste to Wonder“ haben wir etwa 1.620 Tonnen Büromöbel und -geräte vor der Mülldeponie bewahrt und über 750 Schulen in 18 Ländern damit ausgestattet.
Aber erst als „Waste to Wonder“ uns fragte, ob wir einen Container für Afrika füllen wollten, wurde uns vor Augen gehalten, welche positiven Effekte unsere Arbeit mit „Waste to Wonder“ hatte. Es hatte uns sehr nachdenklich gestimmt, was für einige Müll ist, ist für andere ein Schatz. Wir waren beeindruckt, welche positiven Auswirkungen dieses nachhaltige Projekt auf unsere eigenen Mitarbeiter hatte.
Jeder wollte mitmachen und brachte Sachen mit, die neben den von uns gesammelten Bürostühle, Tischen und Geräte in die Sendung aufgenommen werden sollten. Wir bekamen viel Unterstützung. Jeder war stolz ein Teil von einem positiven großen Ganzen zu sein, dass man etwas bewegt, was vielen anderen hilft und einen wichtigen Beitragt für Nachhaltigkeit leistet.
Mit dem Wohlbefinden unserer Mitarbeiter, stieg auch deren Zufriedenheit am Arbeitsplatz und die Arbeitsproduktivität. Diesen positiven Effekt wollten wir langfristig sichern. Neben unseren Produkten sollte auch unser Unternehmen selbst ethnische und nachhaltige Aspekte verfolgen. Ungewöhnlich für das verarbeitende Gewerbe zu dieser Zeit, suchten wir nach Wegen, wie wir Nachhaltigkeit im Betrieb, in unseren Möbeln und unseren Fertigungsverfahren integrieren können.
Wir organisierten ein Treffen mit Vertretern aus allen Bereichen unseres Unternehmens, von unseren Reinigungskräften und Technikern bis hin zu unseren Büroangestellten und unserem Management. Wir trafen uns in einem örtlichen Hotel, um Vorschläge auszutauschen, wie wir mehr Nachhaltigkeit in unserer Arbeit integrieren können. Dies ist unser heutiges bekanntes betriebliche Umweltschutzvorschlagsystem. Die Resonanz war phänomenal. Jeder hatte eine andere Ansicht zum Thema, aber es herrschte eine gemeinsame Leidenschaft und Enthusiasmus. Jeder hatte einen Beitrag geleistet und wir verließen das Treffen mit vielen Anregungen und Ideen für das erste 3-jährige Nachhaltigkeitsprogram von Boss Design. Wir bekamen Vorschläge in allen Bereichen unseres Unternehmens, die wir zeitnah umsetzten. Wir überprüften, wie wir weniger Chemikalien für die Reinigung unserer hergestellten Möbel und Arbeitsräume benutzen können. Wir überprüften auch, wie wir unseren Heizungs-, Strom- und Lichtverbrauch senken können. Daraus haben wir Maßnahmen entwickelt, um unsere Plastikverpackungen um 100% biologisch abbaubar und unsere Kunststoffabfälle zu 100% recycelbar zu machen. Wir bauten ein Netzwerk zu lokalen Wohltätigkeitsorganisationen, Schulen und Kunstvereinen auf, die unsere Stoff- und Lederabfälle weiter verwerteten. Was übriggeblieben ist, wird dann gelagert, um es später weiter verwenden zu können.
Eine weitere Anregung von dem Treffen waren unsere beliebten Schulführungen in unserer Vorzeige-Produktionsstätte in Dudley, wo Schüler und Lehrer mit eigenen Augen sehen können, was hinter unserem Firmentor geschieht. Es ist eine großartige Möglichkeit mit der lokalen Öffentlichkeit in Kontakt zu treten und sie über unsere nachhaltigen und ethnischen Programme zu informieren. Die Förderung der nächsten Generation von qualifizierten Herstellern, Designern und Handwerkern ist für die Zukunft von Boss Design von entscheidender Bedeutung. Häufig sind die jungen Leute überrascht, welche Karrieremöglichkeiten sich ihnen vor ihrer Haustür bieten. Nach diesem ersten Treffen machten wir uns auch Gedanken, wie wir besser in unsere Mitarbeiter investieren können, u.a. durch Weiterbildungen und ansprechende Arbeitsräume mit höchsten Sicherheitsstandards.
Wir waren einer der Ersten, die Nachhaltigkeits- und Wohlfühlstrategien im Unternehmen umgesetzt haben. Jeder bei Boss Design übernahm Verantwortung und konnte die positiven Wirkungen seiner Ideen sehen. Sehr schnell wurde Boss Design bekannt für sein Know-How und Pionieransätze. In dieser Anfangszeit baten unsere Kunden uns oft um Ratschläge in den Bereichen „Klimaneutralität“ und „Corporate Social Responsibility“.
Es geht ins Jahr 2021 und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Wohlbefinden nimmt weiter zu und bei Boss Design nimmt das Thema weiter Fahrt auf.
Unsere Schlagwörter sind Reduzierung, Wiederverwendung und Recyceln. Wir halten unsere Abfälle und Materialbedarf, mit Hilfe der Entwicklung von hochwertigen und nachhaltigen Möbeln mit langer Lebensdauer, so niedrig wie möglich. Ein großer Anteil unserer Möbel sind wiederverwendbar oder recycelbar. Bei unserer Hauptzentrale in Dudley gilt der Standard für „Null-Deponieabfälle“. Auch erzeugen wir unseren eigenen Strom für unsere Produktionsstätten aus einem Teil unserer Abfälle.
Für unsere Bemühungen und Transparenz als verantwortungsvoller britischer Möbelhersteller erhielten wir einige Auszeichnungen. Vor mehr als 10 Jahren, waren wir der erste Hersteller, der Produktdatenblätter herausgab, aus denen man auf einen Blick sah, welche Materialen und Komponenten bei der Herstellung verwendet wurden und deren recycelten Anteile.
Diese sind jetzt Standard. Unsere Nachhaltigkeit- und Wohlfühlprogramme sind zu einer Lebenseinstellung geworden und stehen im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen „WELL V2“. Nachhaltige und ethische Aspekte werden in allen Phasen des Produktlebenszyklus berücksichtigt, von der Entwicklung und Konzeption über die Herstellung, Auslieferung und das Ende der Produktlebensdauer. Unsere Möbel werden aus ethnischen, einwandfreien Materialien hergestellt, um den Test der Zeit zu bestehen und unter Einsatz modernster, innovativer Fertigungstechniken zur signifikanten Reduzierung von Emissionen.
Seit 2005 werden alle unsere Produktionsstätten mit erneuerbarer Energie betrieben. Wir arbeiten ohne Kompromiss mit Lieferanten zusammen, die unsere Nachhaltigkeitsaspekte und strengen Compliance-Vorschriften teilen und erfüllen. Im Jahr 2016 kauften wir einen 80 Hektar großen Wald in Nord Carolina, USA, der jährlich 200 Tonnen Co2 bindet. Das entspricht etwa ¼ unseres derzeitigen weltweiten CO2-Ausstoßes. Wir sind dabei in ein „Miyawaki“ Waldprogramm zu investieren, wo Industriebrachen mit heimischen Setzlingen dicht bepflanzt werden, um ein komplexes Ökosystem zu schaffen und die Artenvielfalt zu fördern, was wiederum zur Reduzierung von CO2 führt. Bis im Jahr 2025 wollen wir in allen Standorten weltweit keine Abfälle mehr auf Mülldeponien entsorgen, um ein wirklich klimaneutraler Möbelhersteller zu werden.
Es ist unglaublich, wie weit wir als Unternehmen in so kurzer Zeit gekommen sind. Dies haben wir der offenen „Can-Do“ Einstellung aller unserer Mitarbeiter und Geschäftspartner von zu verdanken. Mit Blick auf die Zukunft mit der überstandenen weltweiten Pandemie, wird der Klimawandel und die nachhaltige Gestaltung unserer Welt einer der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit werden. Es sind Herausforderungen, die uns alle betreffen und keiner ignorieren kann. Als wir diese Reise antraten, wussten wir die Wichtigkeit dieser Dinge. Aber uns war der große Aufwand nicht bewusst. Damals erschien unser Ziel ein klimaneutraler Möbelhersteller zu werden unerreichbar.
Jetzt können wir uns nichts anderes mehr vorstellen.
_Boss Design, Mai 2021